Montag, 14. November 2011

Klassenfahrt mal anders

Seien wir ehrlich: So lustig Klassenfahrten auch sein können (insbesondere nach dem offiziellen Beginn der Bettruhe, wenn es gilt den strengen Augen der Aufsicht führenden Lehrer zu entgehen) ... das kulturelle Pflichtprogramm mit Museen, Kunst und Kirchen sorgt bei Schülern selten für Begeisterung. Aber für 80 Schülerinnen und Schüler der dänischen Østerskov Efterskole, die vom 6. bis zum 12. November in Köln zu Gast waren, war das „Kulturprogramm“ eingebunden in ein kleines Agentenrollenspiel und damit ziemlich spannend ...


Die Schüler spielten Geheimagenten aus Russland, England, Frankreich, den USA, den Vereinigten Arabischen Emiraten und China. Obwohl diese Gruppen in Konkurrenz zueinander standen, einte sie doch ein gemeinsames Ziel: Sie mussten den verrückten Superschurken Professor von Schnitzelstein aufhalten und, wie sollte es anders sein, die Welt retten. Von Schnitzelstein hatte den Plan, mit einem von ihm entdeckten Gas die ganze Menschheit in einen ewigen Karnevalsrausch zu versetzen, um damit seine freudlose Kindheit als ungewolltes Kind einer Nonne aufzuarbeiten. Den Agenten blieben nur wenige Tage, um dem Schurken auf die Spur zu kommen.

„Langweilige“ Museen, der Kölner Dom und zahlreiche weitere Orte wurden dabei zu Schauplätzen geheimer Dokumentenübergaben, konspirativer Treffen mit Informanten und Beschattungen. Und wenn die Agenten schon mal da waren, konnte es ja auch nicht schaden, sich ganz nebenbei etwas mit dem jeweiligen Ort zu beschäftigen.

Natürlich gab es auch einen dramatischen Showdown: Nachdem der böse Professor am 11.11. um 11.11 Uhr einen ersten Testlauf in Köln gewagt und dabei scheinbar ganz Köln in einen kollektiven Wahnsinn versetzt hatte, gelang es den Agenten sein Hauptquartier zu stürmen. Hier offenbarte von Schnitzelstein in der typisch überheblichen Art aller Superschurken seinen angeblich unfehlbaren Plan ... nur um dann doch in letzter Sekunde gestoppt zu werden.

Da das Spiel in aller Öffentlichkeit stattfand, gab es verschiedene Einschränkungen: Verfolgungsjagden oder „Schießereien“ waren nicht erwünscht. Das ließ sich allerdings gut in die Story integrieren, schließlich heißt es nicht umsonst Geheimagenten. Um keinen Preis Aufmerksamkeit zu erzeugen, war Teil des Spiels. Kam es doch einmal zu Auseinandersetzungen mit gegnerischen Agenten, mussten die Schüler diese abstrakt, in Form eines Spiels mit Aktionskarten abhandeln.

Einzige Ausnahme bildete der Spielhöhepunkt: Hier lieferten sich die Schüler mit dem Professor und seinen Handlangern eine wilde Schießerei mit Nerf-Waffen im historischen Fort I (manchen vermutlich bekannt als Location der LARP-Taverne Die Katakomben). Natürlich war dies mit den Betreibern, dem Kölner Jugendzentrum Bauspielplatz Friedenspark abgesprochen.

In dieser letzten großen Auseinandersetzung wurden die Reihen der Schurken von einigen deutschen LARPern verstärkt, die sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen wollten, von einer Horde Jugendlicher niedergemacht zu werden. Ansonsten wurden die Gegenspieler der Geheimagenten durch die rund 30 mitreisenden Betreuer dargestellt. An der Fahrt nahm neben der gesamten Schülerschaft der Østerskov Efterskole nämlich auch ein Großteil der Lehrer und Erzieher teil, einige hatten sogar ihre Familie mitgebracht. Selbst der Hausmeister war bei dieser für deutsche Verhältnisse ungewöhnlichen Schulfahrt mit von der Partie …

Bleibt eigentlich zum Schluss nur noch eine Frage: Warum gab es so etwas nicht, als ich noch zur Schule gegangen bin?

Alle Bilder: Rianne Falkenskjern

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